Die Helsinki Debate on Europe im Mai 2025

Im Jahr 2025 jährt sich die Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki, einer der bedeutendsten diplomatischen Errungenschaften der neueren europäischen Geschichte, zum fünfzigsten Mal. Hier begann das Ende des Kalten Krieges.

Das Abkommen von 1975 legte die Gleichstellung und territoriale Integrität von Staaten auf Grundlage der Nachkriegsordnung fest, was in Moskau als großer Erfolg gewertet wurde. Im Gegenzug inspirierte die Betonung der Menschenrechte durch die Schlussakte aber auch die tschechoslowakische Charta 77 und die Solidarność-Bewegung in Polen – und letztlich die Revolutionen von 1989 und folgende.

Fünfzig Jahre später wird die Helsinki Debate on Europe nicht nur die Werte diskutieren, an denen sich die internationalen Beziehungen nach dem Kalten Krieg orientiert haben, sondern auch die Perspektiven für eine Rückkehr zu einer regelbasierten Weltordnung ausloten. Welche neuen Räume für Verhandlungen und Regulierungen können in Europa und in der Welt geschaffen werden? Besteht dazu in der gegenwärtigen geopolitischen Konstellation überhaupt die Möglichkeit?

Die aktuellen Konflikte – Russlands Krieg gegen die Ukraine und die Krise im Nahen Osten nach dem 7. Oktober 2023 –  verdeutlichen auf jeden Fall schmerzlich die offensichtliche Notwendigkeit einer Reform des internationalen Systems. Für viele offenbart sich hier auch die Heuchelei des europäischen Konzepts universeller Werte.

Wie könnte also die Welt von morgen aussehen?

Finnland ist derzeit einer der Orte in Europa, an dem das Ende der Weltordnung, wie sie nach dem Kalten Krieg ausgehandelt wurde, am deutlichsten sichtbar ist. Seine Geschichte zwischen Ost und West macht Finnlands jüngste gesellschaftliche Entwicklung und geopolitische Entscheidungen zu einem aufschlussreichen Lackmustest, der uns hilft, die tektonischen Verschiebungen zu verstehen, die Europa derzeit auf die Zerreißprobe stellen.

Vom 15. bis 18. Mai 2025 wird die Helsinki Debate on Europe dies und vieles mehr in öffentlichen Reden, Podiumsdiskussionen und literarischen Lesungen sowie in internen Sitzungen und Briefings thematisieren. An der Veranstaltung nehmen führende finnische und internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Intellektuelle und Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft teil.

 

Die Veranstaltungen finden auf Englisch statt. Der Eintritt ist frei, wir empfehlen aber Tickets zu reservieren.

Nach der Schlussakte.
Was nun?

Die europäische Sicherheitsordnung für tot und nichtig zu erklären, würde genau denjenigen in die Hände spielen, die die Welt in Einflusssphären aufteilen wollen und für die kleinere Staaten in einem multipolaren System den Großmächten ausgeliefert sein sollen. Wie kann also die Achtung der in der Schlussakte von Helsinki verankerten Grundsätze wiederhergestellt werden?

Programm

Die Veranstaltungen finden auf Englisch statt. Der Eintritt ist frei, wir empfehlen aber Tickets zu reservieren.

  • Donnerstag, 15. Mai

    • Hanaholmen, Hanasaarenranta 5, Espoo

    • Die Schlussakte von Helsinki ist wohl eine der bedeutendsten diplomatischen Errungenschaften der europäischen Geschichte. Das Abkommen von 1975 legte die Gleichheit und territoriale Integrität der Staaten nach 1945 fest, was in Moskau als großer Erfolg gewertet wurde. Gleichzeitig war die Betonung der Menschenrechte in der Helsinki-Akte aber auch eine Inspiration für die Charta 77 in der Tschechoslowakei und die Solidarność in Polen – und letztlich für die Revolutionen von 1989. Fünfzig Jahre danach konzentriert sich die Helsinki Debate on Europe auf ein entscheidendes Stück Geschichte, worüber von Zeitzeugen aus Ost und West erzählt wird, die auch ihre Ansichten über die ordnungslose Welt von heute darlegen werden.

  • Freitag, 16. Mai

    • Dieses Panel befasst sich mit der aktuellen Situation und den Herausforderungen, mit denen Minderheitengruppen in Finnland konfrontiert sind. Ziel ist es, die Erfahrungen dieser Gemeinschaften, insbesondere der Samen, unter dem Blickwinkel des Wahrheits- und Versöhnungsprozesses zu beleuchten. Die Veranstaltung wird auch die breiteren europäischen Perspektiven zu Minderheitenrechten und die Bemühungen zur Förderung von Gleichheit und Nichtdiskriminierung beleuchten. Durch das Zusammenbringen von Experten und Interessenvertretern soll das Seminar ein tieferes Verständnis und einen Dialog über die Bedeutung des Schutzes und der Stärkung von Minderheitengruppen in unterschiedlichen Gesellschaften fördern.

    • Hanaholmen, Hanasaarenranta 5, Espoo

    • Literatur wird nicht nur in einem sozialen und kulturellen Kontext geschrieben und gelesen, sondern bezieht sich auch in vielfältiger und spezifischer Weise auf diese Welt. Dies wird besonders in Zeiten spürbar, die von Turbulenzen und Transformationen geprägt sind. Literatur erschafft Welten; sie bildet nicht nur die Wirklichkeit ab. Geschichten und Erzählungen können aber durchaus historische, nationale und individuelle Entwicklungen beschreiben und sichtbar machen, manchmal sogar Teil solcher Bewegungen sein und zum Wandel selbst beitragen. Mit welchen narrativen Strategien begegnen Schriftstellerinnen und Schriftsteller einer sich verändernden Welt?

  • Samstag, 17. Mai

    • Die Beziehungen zwischen Finnland und Russland reichen weit zurück und ihre Geschichte beeinflusst noch immer sowohl die öffentliche Debatte als auch die politische Realität. Aber auch andere historische Beziehungen spielen eine Rolle, zum Beispiel die zu Schweden und Deutschland. Ähnliche Muster historischer Erfahrungen, die aktuelle Entwicklungen beeinflussen, sind in ganz Europa zu beobachten. Wie wirken sich z. B. die historischen Beziehungen Deutschlands oder Polens zu Russland heute aus? Wie verhalten sich Finnlands „gute“ und „gewinnbringende“ Beziehungen zu Russland – Teil der so genannten Finnlandisierung – im Vergleich zu Gerhard Schröders oder Angela Merkels Ambitionen, mit Wladimir Putin Geschäfte zu machen? Oder mit dem inzwischen berüchtigten Diktum Wandel durch Handel? Und kann das nun nicht mehr neutrale Schweden etwas aus der polnischen Geschichte lernen?

    • Die Welt, die durch die Schlussakte von Helsinki (1975), die Pariser OSZE-Charta (1995) und die UN-Charta (1945) strukturiert wurde, gibt es nicht mehr. Weder die UN noch die OSZE sind funktionierende Institutionen, in denen Krisen wirksam bearbeitet werden können. Aktuelle Konflikte – Russlands Krieg gegen die Ukraine oder die Krise im Nahen Osten nach dem 7. Oktober 2023 – haben die Notwendigkeit einer Reform des internationalen Systems schmerzlich offenbart, ebenso die tektonische Verschiebung in der US-Außenpolitik durch die Trump-Administration. Wie können wir zu einer regelbasierten Ordnung zurückkehren? Welche neuen Verhandlungsräume können in Europa und in der Welt geschaffen werden?

    • Finlandia Halle, Mannerheimintie 13 E

  • Sonntag, 18. Mai

    • Hanaholmen, Hanasaarenranta 5, Espoo

Mitwirkende

Organisatoren

Die Helsinki Debate on Europe wird von der S. Fischer Stiftung, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, dem Finnland-Institut und Hanaholmen, dem schwedisch-finnischen Kulturzentrum organisiert.

Partner

Die Debates on Europe Helsinki werden gefördert vom Auswärtigen Amt, der Gottfried Michelmann Stiftung, dem Hessischen Europaministerium und der Schwedischen Kulturstiftung in Finnland.

Medienpartner