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Donnerstag, 15. Mai
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Hanaholmen, Hanasaarenranta 5, Espoo
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Die Schlussakte von Helsinki ist wohl eine der bedeutendsten diplomatischen Errungenschaften der europäischen Geschichte. Das Abkommen von 1975 legte die Gleichheit und territoriale Integrität der Staaten nach 1945 fest, was in Moskau als großer Erfolg gewertet wurde. Gleichzeitig war die Betonung der Menschenrechte in der Helsinki-Akte aber auch eine Inspiration für die Charta 77 in der Tschechoslowakei und die Solidarność in Polen – und letztlich für die Revolutionen von 1989. Fünfzig Jahre danach konzentriert sich die Helsinki Debate on Europe auf ein entscheidendes Stück Geschichte, worüber von Zeitzeugen aus Ost und West erzählt wird, die auch ihre Ansichten über die ordnungslose Welt von heute darlegen werden.
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Freitag, 16. Mai
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Dieses Panel befasst sich mit der aktuellen Situation und den Herausforderungen, mit denen Minderheitengruppen in Finnland konfrontiert sind. Ziel ist es, die Erfahrungen dieser Gemeinschaften, insbesondere der Samen, unter dem Blickwinkel des Wahrheits- und Versöhnungsprozesses zu beleuchten. Die Veranstaltung wird auch die breiteren europäischen Perspektiven zu Minderheitenrechten und die Bemühungen zur Förderung von Gleichheit und Nichtdiskriminierung beleuchten. Durch das Zusammenbringen von Experten und Interessenvertretern soll das Seminar ein tieferes Verständnis und einen Dialog über die Bedeutung des Schutzes und der Stärkung von Minderheitengruppen in unterschiedlichen Gesellschaften fördern.
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Hanaholmen, Hanasaarenranta 5, Espoo
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Literatur wird nicht nur in einem sozialen und kulturellen Kontext geschrieben und gelesen, sondern bezieht sich auch in vielfältiger und spezifischer Weise auf diese Welt. Dies wird besonders in Zeiten spürbar, die von Turbulenzen und Transformationen geprägt sind. Literatur erschafft Welten; sie bildet nicht nur die Wirklichkeit ab. Geschichten und Erzählungen können aber durchaus historische, nationale und individuelle Entwicklungen beschreiben und sichtbar machen, manchmal sogar Teil solcher Bewegungen sein und zum Wandel selbst beitragen. Mit welchen narrativen Strategien begegnen Schriftstellerinnen und Schriftsteller einer sich verändernden Welt?
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Samstag, 17. Mai
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Die Beziehungen zwischen Finnland und Russland reichen weit zurück und ihre Geschichte beeinflusst noch immer sowohl die öffentliche Debatte als auch die politische Realität. Aber auch andere historische Beziehungen spielen eine Rolle, zum Beispiel die zu Schweden und Deutschland. Ähnliche Muster historischer Erfahrungen, die aktuelle Entwicklungen beeinflussen, sind in ganz Europa zu beobachten. Wie wirken sich z. B. die historischen Beziehungen Deutschlands oder Polens zu Russland heute aus? Wie verhalten sich Finnlands „gute“ und „gewinnbringende“ Beziehungen zu Russland – Teil der so genannten Finnlandisierung – im Vergleich zu Gerhard Schröders oder Angela Merkels Ambitionen, mit Wladimir Putin Geschäfte zu machen? Oder mit dem inzwischen berüchtigten Diktum Wandel durch Handel? Und kann das nun nicht mehr neutrale Schweden etwas aus der polnischen Geschichte lernen?
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Die Welt, die durch die Schlussakte von Helsinki (1975), die Pariser OSZE-Charta (1995) und die UN-Charta (1945) strukturiert wurde, gibt es nicht mehr. Weder die UN noch die OSZE sind funktionierende Institutionen, in denen Krisen wirksam bearbeitet werden können. Aktuelle Konflikte – Russlands Krieg gegen die Ukraine oder die Krise im Nahen Osten nach dem 7. Oktober 2023 – haben die Notwendigkeit einer Reform des internationalen Systems schmerzlich offenbart, ebenso die tektonische Verschiebung in der US-Außenpolitik durch die Trump-Administration. Wie können wir zu einer regelbasierten Ordnung zurückkehren? Welche neuen Verhandlungsräume können in Europa und in der Welt geschaffen werden?
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Finlandia Halle, Mannerheimintie 13 E
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Sonntag, 18. Mai
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Hanaholmen, Hanasaarenranta 5, Espoo
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Die Helsinki Debate on Europe im Mai 2025
Im Jahr 2025 jährt sich die Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki, einer der bedeutendsten diplomatischen Errungenschaften der neueren europäischen Geschichte, zum fünfzigsten Mal. Hier begann das Ende des Kalten Krieges.
Das Abkommen von 1975 legte die Gleichstellung und territoriale Integrität von Staaten auf Grundlage der Nachkriegsordnung fest, was in Moskau als großer Erfolg gewertet wurde. Im Gegenzug inspirierte die Betonung der Menschenrechte durch die Schlussakte aber auch die tschechoslowakische Charta 77 und die Solidarność-Bewegung in Polen – und letztlich die Revolutionen von 1989 und folgende.
Fünfzig Jahre später wird die Helsinki Debate on Europe nicht nur die Werte diskutieren, an denen sich die internationalen Beziehungen nach dem Kalten Krieg orientiert haben, sondern auch die Perspektiven für eine Rückkehr zu einer regelbasierten Weltordnung ausloten. Welche neuen Räume für Verhandlungen und Regulierungen können in Europa und in der Welt geschaffen werden? Besteht dazu in der gegenwärtigen geopolitischen Konstellation überhaupt die Möglichkeit?
Die aktuellen Konflikte – Russlands Krieg gegen die Ukraine und die Krise im Nahen Osten nach dem 7. Oktober 2023 – verdeutlichen auf jeden Fall schmerzlich die offensichtliche Notwendigkeit einer Reform des internationalen Systems. Für viele offenbart sich hier auch die Heuchelei des europäischen Konzepts universeller Werte.
Wie könnte also die Welt von morgen aussehen?
Finnland ist derzeit einer der Orte in Europa, an dem das Ende der Weltordnung, wie sie nach dem Kalten Krieg ausgehandelt wurde, am deutlichsten sichtbar ist. Seine Geschichte zwischen Ost und West macht Finnlands jüngste gesellschaftliche Entwicklung und geopolitische Entscheidungen zu einem aufschlussreichen Lackmustest, der uns hilft, die tektonischen Verschiebungen zu verstehen, die Europa derzeit auf die Zerreißprobe stellen.
Vom 15. bis 18. Mai 2025 wird die Helsinki Debate on Europe dies und vieles mehr in öffentlichen Reden, Podiumsdiskussionen und literarischen Lesungen sowie in internen Sitzungen und Briefings thematisieren. An der Veranstaltung nehmen führende finnische und internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Intellektuelle und Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft teil.
Die Veranstaltungen finden auf Englisch statt. Der Eintritt ist frei, wir empfehlen aber Tickets zu reservieren.
Nach der Schlussakte.
Was nun?
Die europäische Sicherheitsordnung für tot und nichtig zu erklären, würde genau denjenigen in die Hände spielen, die die Welt in Einflusssphären aufteilen wollen und für die kleinere Staaten in einem multipolaren System den Großmächten ausgeliefert sein sollen. Wie kann also die Achtung der in der Schlussakte von Helsinki verankerten Grundsätze wiederhergestellt werden?
Nach der Schlussakte. Was nun?
Helsinki Debate on Europe, 15. – 18. Mai 2025
Finnland ist im Moment einer der Orte in Europa, an denen das Ende der Ordnung nach dem Kalten Krieg besonders sichtbar ist. Seine Geschichte zwischen Ost und West, zwischen zwei Imperien – nicht wie in Mitteleuropa zwischen Russland und Deutschland oder früher in Südosteuropa zwischen den Osmanen und den Habsburgern, sondern eher zwischen Russland und Schweden – macht Finnlands jüngste gesellschaftliche Entwicklungen und geopolitische Entscheidungen zu einem aufschlussreichen Lackmustest, der uns hilft, die tektonischen Verschiebungen zu verstehen, die Europa derzeit von Norden nach Süden beeinflussen.
Die Helsinki Debate on Europe wird die Gelegenheit bieten, einige der Themen und Fragen aufzugreifen, die bei den letztjährigen Veranstaltungen dieser Reihe aufgeworfen wurden, nicht zuletzt die Diskussionen über den Einfluss Russlands auf und in Europa. Nach mehr als einem halben Jahrhundert als neutraler Staat hat Finnland als Reaktion auf Russlands vollumfänglichen Überfall auf die Ukraine rasch beschlossen, der NATO beizutreten und ist seit dem 4. April 2023 Vollmitglied des Bündnisses. Was bedeutet dieser historische Wandel? Eines ist sicher: Er markiert das Ende der Ära der „Finnlandisierung“ als einer weitgehend einzigartigen Form von Realpolitik, die von außen oft als eine Art unterwürfiger Kompromiss betrachtet wurde, gleichzeitig aber dazu beitrug, dass Finnland zum wirtschaftlichen Standard des übrigen Westeuropas aufschließen konnte. Damit bewegte sich die finnische Führung seit 1945 mehr als ein halbes Jahrhundert zwischen der russischen und der westlichen Macht – eine Haltung, die die Gesellschaft ebenso tiefgehend beeinflusste wie sie deren kulturelle Identität prägte.
Fünfzig Jahre nach der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki ist die Stadt auch der richtige Ort, um einen genaueren Blick auf die Dokumente und Grundsätze zu werfen, die bis vor kurzem die internationalen Beziehungen bestimmten. Die im Juli und August 1975 in Helsinki ausgehandelten und unterzeichneten Abkommen legten die Ebenbürtigkeit und territoriale Integrität der Staaten fest. In Moskau wurde dies als großer Erfolg gewertet, denn es bedeutete, dass der Westen schließlich die neuen Grenzen akzeptierte, die in Europa nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gezogen worden waren. Der Wortlaut betonte aber auch die Achtung der Menschenrechte und grundlegender politischer Freiheiten, was sowohl die Charta 77 in der Tschechoslowakei als auch die Solidarność in Polen inspirierte und damit maßgeblich zu den Entwicklungen beitrug, die in den Revolutionen in Osteuropa, dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Sowjetimperiums gipfelten.
Doch welche Bedeutung haben dieser und andere internationale Verträge wie die Charta von Paris von 1995 der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die UN-Charta von 1945 oder auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UN von 1948 heute? Nicht nur Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, sondern auch der erneut aufgeflammte Konflikt in Israel und Gaza haben die Notwendigkeit einer Reform dieser Organisationen schmerzlich offenbart.
Hinzu kommt, dass der tiefgreifende Wandel der US-Außenpolitik durch die Trump-Administration die traditionellen multilateralen Bündnisse weiter untergraben hat und stattdessen eine Welt zu befürworten scheint, in der Macht vor Recht geht. Für diejenigen in Europa, die die Gefahr nicht kommen sahen, war der Frühling 2025 ein brutaler Weckruf.
Die europäische Sicherheitsordnung somit für tot und nichtig zu erklären, würde jedoch genau denjenigen in die Hände spielen, die die Welt in Einflusssphären aufteilen wollen und für die kleinere Staaten in einem multipolaren System der Gnade von Großmächten ausgeliefert sind. Wie kann daher die Achtung der in der Schlussakte von Helsinki und in anderen grundlegenden Verträgen verankerten Prinzipien wiederhergestellt werden?
Kurzum: Wie steht es um die europäischen und globalen Formate für Vermittlung, Verhandlung und Regulierung, wie können sie von Neuem etabliert werden und auf welchen gemeinsamen Werten können und sollten sie beruhen? Die Tatsache, dass Finnland im Jahr 2025 den Vorsitz in der OSZE innehat, trägt dazu bei, dass Helsinki der ideale Ort für solche Überlegungen ist.
Als stabiler EU-Mitgliedstaat ist Finnland inzwischen so etwas wie ein Vorbild in Bereichen wie wirtschaftliche Entwicklung und Bildung geworden. Der schnelle Wandel von einem ländlichen, unterentwickelten Land und einer technologiearmen Wirtschaft in den 1970er Jahren zur heutigen Innovationsschmiede hat Ökonomen vom „finnischen Wunder“ sprechen lassen. In jüngster Zeit ist der Trend jedoch, wie in vielen anderen EU-Staaten auch, weniger ermutigend: Finnlands Wirtschaft befindet sich in einer Rezession, und die Erholung wird voraussichtlich nur langsam erfolgen.
In den Jahren nach der Jahrtausendwende rangierte Finnland bei den internationalen PISA-Studien stets weit oben und die Welt schaute auf sein Bildungssystem und seine radikalen Reformen. Inzwischen sind diese Ergebnisse, wie im Falle der Wirtschaft, zurückgegangen; auch hier folgt das Land einem allgemeinen europäischen Trend.
Es bleibt die Frage, wie Finnland mit den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in diesen Bereichen – politisch und kulturell – umgehen wird. Und welche Spuren hat die Erfolgsgeschichte der Transformation in Kunst, Literatur, Film, Architektur hinterlassen? Haben Kunst und Literatur diese Entwicklung widergespiegelt, waren sie gar Teil der Herausbildung einer neuen finnischen Identität und eines neuen Selbstverständnisses? Gibt es ein „Transformationsnarrativ“ und wenn ja: Wie sieht es aus?
Finnland ist ein überwiegend ethnisch homogenes Land, in dem der größte Teil der Bevölkerung finnischer Herkunft ist. Weniger als 10 % der Bevölkerung haben einen ausländischen Hintergrund, im Vergleich zu 30 % im Nachbarland Schweden. Es gibt jedoch bemerkenswerte Minderheitengruppen in Form von Finnland-Schweden, Sámi und Roma, die von großer historischer Bedeutung sind. Die größte sprachliche Minderheit Finnlands bilden die 1,7 % der Bevölkerung, deren Muttersprache Russisch ist.
2023 ist die Geburtenrate mit rechnerisch 1,26 Kindern pro Frau auf dem niedrigsten Stand seit 1776 gesunken und damit eine der niedrigsten in Europa. Im Jahr 2024 wird diese Rate sogar noch weiter auf 1,25 sinken. Dies zeigt, dass die Demografie eines der Hauptthemen sein wird, das Finnland in den kommenden Jahrzehnten beschäftigen wird. Wie kann den Herausforderungen einer rasch alternden Gesellschaft begegnet werden– insbesondere, wenn Zuwanderung als Teil der Lösung vom Tisch ist?
Bei den Parlamentswahlen 2023 wurde die rechtspopulistische Partei der Finnen (Perussuomalaiset, früher bekannt als „Wahre Finnen“) mit 20 % der Stimmen zweitstärkste Partei und hat eine starke Position in der derzeitigen Vier-Parteien-Regierungskoalition. Wie alle Rechtspopulisten vertritt die Finnenpartei eine entschiedene Position gegenüber Minderheiten, einschließlich historisch verankerter Gruppen wie Finnland-Schweden oder Sámi, aber vor allem gegenüber neuen Einwanderinnen und Einwandern und insbesondere gegen jene aus dem Nahen Osten oder Somalia.
Ungeachtet der starken Position Finnlands in der EU und der Eurozone und seines Bekenntnisses zu diesen, weist das Land gleichwohl auch nationalistische und identitäre Merkmale auf – Ideen, die keineswegs auf dieses kleine nördliche EU-Mitglied beschränkt sind. Wird Finnland auch in dieser Hinsicht zu einem europäischen Modell?
Programm
Die Veranstaltungen finden auf Englisch statt. Der Eintritt ist frei, wir empfehlen aber Tickets zu reservieren.
Mitwirkende
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Arthur Franck
Arthur Franck ist ein Dokumentarfilmer aus Helsinki. Er schloss 2009 sein Studium mit einem Bachelor of Arts ab und dreht seit über 15 Jahren Dokumentationen. Seine bisherigen Filme wurden für CPH:DOX, HotDocs, True/False, DokLeipzig und DocsBarcelona ausgewählt. Zusammen mit der Produzentin Sandra Enkvist leitet er die Produktionsfirma Polygraf.
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Carl Henrik Fredriksson
Carl Henrik Fredriksson ist Redakteur, Essayist und Übersetzer und lebt in Wien. Er ist Mitbegründer der journalistischen Onlineplattform Eurozine und war bis 2015 deren Chefredakteur und Leiter. Auch war er Chefredakteur des ältesten schwedischen Kulturmagazins, Ord&Bild. Heute ist Fredriksson Programmdirektor der Debates on Europe und Permanent Fellow des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik in Berlin.
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Durs Grünbein
© Tineke de Lange
Durs Grünbein gilt als einer der bedeutendsten und auch international wirkmächtigsten deutschen Schriftsteller. Er war Gast des German Department der New York University und der Villa Aurora in Los Angeles. Für sein vielfach übersetztes Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Georg-Büchner-Preis (1995), den Friedrich-Nietzsche-Preis (2004), den Zbigniew-Herbert-Literaturpreis (2020) sowie die Ehrendoktorwürde der Universitäten von Mailand und Bologna. Er lebt in Berlin und Rom und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
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Emma Puikkonen
© Meri Björn
Emma Puikkonen ist eine finnische Autorin und Universitätsdozentin für Kreatives Schreiben an der Universität Turku. Sie hat Romane, Libretti, Performance-Texte und Leitfäden für kreatives Schreiben veröffentlicht. Ihr Buch „Eurooppalaiset unet” (2016), das sich mit Fragen der europäischen Identität beschäftigt, wurde für wichtige Literaturpreise wie den Finlandia, den Literaturpreis des Nordischen Rates und den Runeberg-Preis nominiert. Puikkonen setzt sich in ihren Texten mit drängenden zeitgenössischen Themen auseinander. So spielt in ihrem jüngsten Werk der Klimawandel eine zentrale Rolle spielt. Ausgezeichnet wurde sie unter anderem mit dem WSOY Literary Foundation Award.
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Fredrik Löjdquist
Botschafter Fredrik Löjdquist ist schwedischer Diplomat und seit 2021 der erste Direktor des Stockholmer Zentrums für Osteuropastudien (SCEEUS) am Schwedischen Institut für Internationale Angelegenheiten. Von 2012 bis 2017 war er schwedischer Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und von 2018 bis 2021 Schwedens erster Botschafter und Sondergesandter für die Bekämpfung hybrider Bedrohungen. Sein Hauptaugenmerk gilt der europäischen Sicherheit.
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Hanna Smith
Hanna Smith ist eine finnische Expertin für hybride Bedrohungen, Russland und Eurasien, für das Selbstverständnis von Großmächten und Geopolitik. Sie ist leitende strategische Beraterin des Generalsekretärs der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Wien. Seit 2018 ist sie Gastprofessorin am Europakolleg. Von 2017 bis 2022 war sie Direktorin für Forschung und Analyse am European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats in Helsinki. Smith äußert sich regelmäßig in finnischen und internationalen Medien zu hybriden Bedrohungen, Russland und internationalen Angelegenheiten.
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Hannele Pokka
Hannele Pokka war Parlamentsabgeordnete und Justizministerin in Finnland. Als fünfte Gouverneurin von Lappland war sie die erste Frau, die dieses Amt innehatte. Hannele Pokka ist heute Vorsitzende der Wahrheits- und Versöhnungskommission für das Volk der Sámi in Finnland.
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Jaakko Iloniemi
Botschafter Jaakko Iloniemi ist ein ehemaliger finnischer Diplomat, der für seine außenpolitischen Verdienste ausgezeichnet wurde. Zwischen 1965 und 1971 war er Leiter der Abteilung für Entwicklungszusammenarbeit im finnischen Auswärtigen Dienst und wurde dann zum Unterstaatssekretär für politische Angelegenheiten befördert. Jaakko Iloniemi wurde auch zum Botschafter bei der Kommission für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und zum finnischen Botschafter in den Vereinigten Staaten ernannt.
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Jacques Rupnik
© Tomáš Vodňanský
Jacques Rupnik ist ein französischer Politikwissenschaftler geboren in Prag. Derzeit ist er Forschungdirektor des Centre d’Etudes et de Recherches Internationales (CERI) in Paris sowie Gastprofessor am College of Europe in Brügge. Seit seinem Eintritt in das CERI im Jahr 1982 schreibt und lehrt er zur Politik der Länder Ostmitteleuropas und des Balkans und deren europäischen Integrationsprozesse. In den 1990er Jahren war er Berater von Präsident Václav Havel, Exekutivdirektor der Internationalen Kommission für den Balkan, Carnegie Endowment for International Peace (1995-1996) und Hauptverfasser von deren Bericht Unfinished Peace sowie Mitglied der Unabhängigen Internationalen Kommission für den Kosovo (1999-2000) und Mitverfasser des Kosovo-Berichts (2000). Zu den verschiedenen Positionen, die er zudem innehatte, gehören: Berater der Europäischen Kommission (2007 – 2010); Mitglied des Vorstands des Instituts für historische Gerechtigkeit und Versöhnung in Den Haag (2010-2017).
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Joachim von Puttkamer
Joachim von Puttkamer ist Direktor des Imre Kertész Kollegs Jena und Professor für Osteuropäische Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität. Er forscht zur modernen und zeitgenössischen polnischen, ungarischen, tschechischen und slowakischen Geschichte, mit besonderem Schwerpunkt auf der Geschichte der Demokratie sowie der Geschichts- und Museumspolitik in Mittel- und Osteuropa.
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Johan Häggman
Johan Häggman hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Åbo Akademi Universität in Finnland und einen Master in internationalen Beziehungen. Derzeit arbeitet er als politischer Berater für die Föderale Union Europäischer Volksgruppen (FUEN). Er war 22 Jahre lang in Brüssel tätig, wo er sich in verschiedenen Funktionen für die Förderung der Mehrsprachigkeit einsetzte, und acht Jahre bei der Europäischen Kommission. Häggman ist Mitautor mehrerer Studien über Minderheitensprachen, insbesondere in der EU.
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Karl Schlögel
© Alfons Raith
Karl Schlögel ist ein deutscher Historiker, preisgekrönter Schriftsteller und Prof. em. für Osteuropäische Geschichte an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, darunter: „Das sowjetische Jahrhundert” (2021) und „American Matrix. Besichtigung einer Epoche” (2023). Schlögel ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
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Krister Stoor
© Umeå universitet
Krister Stoor hat seine Wurzeln in Kiruna und Umgebung, in Orusjohka, dem samischen Dorf Laevas, was seinen Werdegang stark beeinflusst hat: Er ist Mitglied der Wahrheitskommission der schwedischen Regierung für das Volk der Sámi und Dozent für Sámi-Studien an der Universität Umeå. Für das UNESCO-Fachkomitee Immaterielles Kulturerbe ist Krister Stoor als Experte für die schwedischen Verzeichnisse und Nominierungen tätig.
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Laura Kolbe
Laura Kolbe ist Professorin für Europäische Geschichte an der Universität Helsinki. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die finnische und europäische Geschichte sowie die Stadt- und Universitätsgeschichte. Ihre jüngsten Forschungsarbeiten befassen sich mit der städtischen Verwaltung und Politikgestaltung in Helsinki und anderen skandinavischen Hauptstädten im 21. Jahrhundert. Laura Kolbe ist Gründerin und ehemalige Vorsitzende der Finnischen Gesellschaft für Stadtforschung und Vorsitzende des Geschichtsausschusses der Stadt Helsinki.
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Martin Milan Šimečka
© Tomáš Benedikovič
Martin Milan Šimečka ist ein slowakischer Schriftsteller und Journalist. Er ist einer der wenigen slowakischen Schriftsteller, die während des Kommunismus „Samisdat-Literatur“ veröffentlichten. Im November 1989 war er Mitbegründer der revolutionären Bewegung Public Against Violence. Von 1999 bis 2006 war er Chefredakteur bei SME, der führenden slowakischen Tageszeitung, danach bei der tschechischen Wochenzeitung Respekt. Seit 2016 ist er Kommentator bei Dennik N, einer neu gegründeten Tageszeitung in der Slowakei.
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Monika Fagerholm
© Niklas Sandström
Monika Fagerholm ist eine finnlandschwedische Autorin, deren Werke in 20 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden, u. a. mit dem Runeberg-Preis in Finnland (1995) und in Schweden mit dem August-Preis (2005), dem Nordischen Preis der Schwedischen Akademie für ihr Gesamtwerk (2016), dem Selma-Lagerlöf-Preis (2020) und 2019 mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates für ihren jüngsten Roman „Vem dödade bambi“ (Wer hat Bambi getötet). Außerdem ist sie Mentorin für Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Finnland (in beiden Sprachen) und in Schweden.
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Nataliya Gumenyuk
© Oleksandr Popenko
Nataliya Gumenyuk ist eine preisgekrönte ukrainische Journalistin und Autorin, die auf Konfliktberichterstattung spezialisiert ist. Sie schreibt regelmäßig für internationale Medien, darunter: The Guardian, The Atlantic und CNN. Sie ist die Gründerin und Geschäftsführerin des Public Interest Journalism Lab (PIJL). Nach der russischen Invasion gründete Gumenyuk zusammen mit ihrem Team The Reckoning Project: Ukraine Testifies, das Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit dokumentiert, die von Russland begangen wurden. Sie war außerdem Mitbegründerin und Leiterin des unabhängigen ukrainischen Senders Hromadske TV und von Hromadske International.
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Olga Davydova-Minguet
Olga Davydova-Minguet hat in Ethnologie promoviert und ist Professorin für Russisch und Grenzstudien an der Universität Ostfinnland. Ihre Hauptforschungsinteressen liegen in den Bereichen Migration, Kultur, Gender und Transnationale Studien. Sie hat die Einwanderung von Russisch sprechender Menschen nach Finnland seit Anfang der 2000er Jahre untersucht; eine ihrer jüngsten Veröffentlichungen ist „How to ‚Immigrate into History‘: Russian Speakers in the Finnish Border Region and the Politics of Memory in Transnational Settings“ (2024).
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Paweł Machcewicz
© Anna Machcewicz
Paweł Machcewicz ist Historiker, ehemaliger Professor an der Polnischen Akademie der Wissenschaften (2008 – 2017) und Gründungsdirektor des Museums des Zweiten Weltkrieges in Danzig. Er ist Autor zahlreicher Bücher, zuletzt: „The War that Never Ends. The Museum of the Second World War in Gdańsk” (2019).
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Peter Pomerantsev
Peter Pomerantsev ist Autor, TV-Produzent und Journalist, u. a. für die London Review of Books, The Atlantic und The New Yorker. Er beschäftigt sich insbesondere mit russischer Desinformation und Propaganda – von „Nothing Is True and Everything Is Possible” (2014), 2016 mit dem Ondaatje-Preis der Royal Society of Literature ausgezeichnet, bis „How to Win an Information War, The Propagandist Who Outwitted Hitler” (2024). Er ist Senior Fellow an der Johns Hopkins University, wo er sich mit autoritärer Propaganda und deren Bekämpfung beschäftigt.
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Robin Harms
Robin Harms ist ein Menschenrechtsexperte und derzeit als Hauptberater und Referatsleiter beim finnischen Ombudsmann für Nichtdiskriminierung tätig. Als ehemaliger politischer Berater des finnischen Justizministers und leitender Beamter des Ombudsmanns für Minderheiten setzt sich Harms seit langem für Gleichstellung und Antidiskriminierung ein. Auf internationaler Ebene hat er mit den Vereinten Nationen und der OSZE im Bereich des Krisenmanagements und der Menschenrechtsüberwachung in Europa, Afrika und Asien zusammengearbeitet.
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Rosa Liksom
© Pekka Mustonen
Rosa Liksom, geboren in Lappland, ist eine preisgekrönte finnische Schriftstellerin. Mit ihren unkonventionellen Figuren ist sie eine der innovativsten zeitgenössischen Autorinnen Finnlands – „Abteil Nr. 6“ wurde 2011 mit dem wichtigsten finnischen Literaturpreis, dem Finlandia-Preis, ausgezeichnet, und die Verfilmung wurde 2021 in Cannes mit dem Grand Prix gewürdigt. Liksom ist auch als Malerin und Filmemacherin bekannt. Sie lebt in Helsinki.
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Sergej Lebedew
© Tanja Draškić Savić
Sergej Lebedew ist ein russischer Autor, dessen Bücher in 25 Sprachen übersetzt wurden. Er trat in die Fußstapfen seiner Eltern und nahm in jungen Jahren an geologischen Expeditionen in Russlands Fernen Norden und nach Zentralasien teil. Dabei waren die Zielorte zumeist verlassene Gulag-Gebiete, deren Lager seit ihrer Schließung in den 1960er Jahren unbewohnt waren. Seit 2010 hat Lebedew sechs Romane geschrieben, die die verdeckte sowjetische Vergangenheit und die Auswirkungen der stalinistischen Repressionen auf die moderne russische Gesellschaft zum Thema haben. Dabei wird das sowjetische Trauma des Totalitarismus durch die Perspektive einer Familiengeschichte wie in einem Brennglas gebrochen. Sergej Lebedew lebt in Potsdam.
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Sonja Biserko
© privat
Sonja Biserko ist Gründerin und Vorsitzende des Helsinki-Komitees für Menschenrechte in Serbien. 17 Jahre lang war sie als Diplomatin im ehemaligen Jugoslawien tätig. Sonja Biserko hat mehrere Bücher über die politische Entwicklung Serbiens geschrieben und wichtige Editionen herausgegeben, die sich mit den Jugoslawienkriegen in den 1990er Jahren und der Auflösung des Landes befassen. Senior Fellow am US Institute for Peace (2001).
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Stefan Ingvarsson
© Utrikespolitiska institutet
Stefan Ingvarsson ist ein schwedischer Analyst am Stockholmer Zentrum für Osteuropastudien (SCEEUS). Von 2015 bis 2020 war er als Kulturreferent an der schwedischen Botschaft in Moskau tätig. Davor arbeitete er als künstlerischer Leiter des internationalen Festivals Stockholm Literature am Moderna Museet in Stockholm. Er ist Vorstandsmitglied des Baltic Centre for Writers and Translators in Visby.
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Vesa Rantama
© Pia Pettersson
Vesa Rantama ist ein in Helsinki lebender Redakteur, Journalist und Schriftsteller. Er ist derzeit Chefredakteur der ältesten finnischsprachigen Kulturzeitschrift Nuori Voima und Vorsitzender des finnischen Kritikerverbandes. Seine Texte werden regelmäßig von Helsingin Sanomat, der führenden finnischen Tageszeitung, und Suomen Kuvalehti, dem führenden Wochenmagazin, sowie international von Versopolis und Nordisk Tidskrift veröffentlicht.
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Veton Surroi
Veton Surroi ist ein kosovarischer Journalist, Schriftsteller und Politiker. Er ist Gründer der unabhängigen Wochenzeitung KOHA sowie der im Kosovo führenden Tageszeitung KOHA Ditore. Im Jahr 2000 gründete er KTV, einen unabhängigen nationalen Fernsehsender. Von 2005 bis 2008 war er als Vorsitzender der reformistischen Partei ORA Mitglied des kosovarischen Parlaments. Surroi war Unterhändler bei den Friedensgesprächen in Rambouillet 1999 und Mitunterzeichner des Rambouillet-Abkommens für den Kosovo. Zudem war er führendes Mitglied des Kosovo Negotiations Unity Teams bei den Wiener Verhandlungen (2005 – 2007), die zur Unabhängigkeit des Kosovo führten.
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Volker Weichsel
© Ole Witt
Volker Weichsel ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Er promovierte mit einer Arbeit über nationalpolitische Traditionen und europapolitische Konzepte in Tschechien. Seit 2003 ist er Redakteur der Zeitschrift OSTEUROPA und daneben Übersetzer aus dem Russischen, Französischen, Englischen und Tschechischen.
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Ylva Perera
© Suvi Elo
Ylva Perera ist Literaturredakteurin von Hufvudstadsbladet, der größten schwedischsprachigen Zeitung in Finnland. Zurzeit widmet sie sich jedoch dem Abschluss ihrer Doktorarbeit in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Åbo Akademi Universität. Ihre Forschungsarbeit befasst sich mit dem Antifaschismus in der finnisch-schwedischen Literatur von den 1920er bis zu den 1940er Jahren, vor allem in den Prosa der Schriftstellerin Mirjam Tuominen. Perera ist auch Kritikerin, Essayistin und Romanautorin und lebt in Turku, Finnland.
Organisatoren
Die Helsinki Debate on Europe wird von der S. Fischer Stiftung, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, dem Finnland-Institut und Hanaholmen, dem schwedisch-finnischen Kulturzentrum organisiert.
Die Debates on Europe Helsinki werden gefördert vom Auswärtigen Amt, der Gottfried Michelmann Stiftung, dem Hessischen Europaministerium und der Schwedischen Kulturstiftung in Finnland.